Friedrich August Reißiger

Friedrich August Reißiger wurde am 26. Juli 1809 in Belzig geboren. Er war das achte Kind von zehn Geschwistern, von denen nur fünf Kinder das Erwachsenen-alter erreichten. Ebenso wie sein 11 Jahre älterer Bruder Carl Gottlieb erhielt er den ersten musikalischen Unterricht am Klavier und auf der Violine vom Vater Christian Gottlieb Reißiger, der Kantor an der St. Marienkirchen in Belzig war. Auch Friedrich August vertrat den Vater schon im Kindesalter bei den Gottesdiensten an der Orgel.
Im Alter von 13 Jahren, ging er 1822 nach Leipzig zu den Thomanern. 

Ab 1830 studierte er in Berlin Theologie, wurde Mitglied der Singakademie und studierte gleichzeitig auf Empfehlung Zelters Musik bei Siegfried Dehn. Später eignete er sich bei seinem Bruder in Dresden Kenntnisse im Dirigieren an und nahm Gesangsunterricht beim Kammersänger Johann Alois Mieksch.

Im Jahre 1840 wanderte Reißiger nach Norwegen aus und ließ sich in Oslo, dem damaligen Christiania nieder. Dort wurde er am Christiania-Theater tätig, wo er noch im gleichen Jahr zum Kapell- und Singmeister ernannt wurde. Er führte im Laufe von zehn Jahren 33 Opern auf, von denen mehr als die Hälfte Neuinszenierungen waren. 

Mit dem von ihm 1842 gegründeten Gesangsinstitut studierte er große Werke ein, darunter das Oratorium „Paulus“ von Mendelssohn-Bartholdy, Grauns „Tod Jesu“, Haydns „Schöpfung“ und Beethovens „Christus am Ölberg“, veranstaltete Chorkonzerte und rief die Passionskonzerte wieder ins Leben.
Von 1847 bis 1848 dirigierte er das Philharmonische Orchester in Oslo.

Bereits 1844 trat Reißiger der Freimaurer-Loge bei und übernahm das Amt des Dirigenten der Freimaurer-Sangforeningen Oslo.  In diesem Zusammenhang komponierte er auch Ritualmusik, die, soweit sie erhalten ist, in der Freimaurer-Loge heute immer noch gespielt wird. (Moss Dagblad vom 07/11/2017)

Ebenfalls 1844 erhielt er den besonderen Auftrag, ein Requiem für den verstorbenen König Carl Johann (König der Union Schweden und Norwegen) zu komponieren. Es wurde in der Kirche „Unser Erlöser“ in Christiania uraufgeführt und auch bei der Beerdigung in der Riddarholmskyrkan in Stockholm. Das Requiem gilt als Reißigers bedeutendstes Werk.
Nach zehn Jahren endete sein Engagement am Christiana-Theater in Oslo.

1850 folgte der Umzug nach Halden (Fredrikshald), wo er die Stelle des Organisten an der Immanuel-Kirche annahm, aber auch das Orchester der dramatischen Gesellschaft leitete und als Militärkapellmeister fungierte. Hier entstand der größte Teil seiner Kompositionen. 

Als Komponist war ihm stets daran gelegen, norwegische Volksmusik in seine Werke einfließen zu lassen. Er komponierte Klaviermusik, Kantaten, Schauspielmusik, aber auch Militärmusik für den „Fredriksten Music Corps“ der Festung Fredrikshald. Zu seinen Hauptwerken zählt das bereits erwähnte Requiem und das 1862 komponierte Streichquintett.

Mit besonderer Intension widmete er sich dem Genre des Liedes und spielte mit ca. 60 Kompositionen für Männerchor eine bedeutende Rolle in der Männerchorbewegung, die eine treibende Kraft war bei den Bemühungen des Landes, eine eigene Nation zu werden. (Die norwegische Krone bestand ab 1380 in Personalunion mit Dänemark und später, ab 1814, mit Schweden.)
Da er mit den bekanntesten norwegischen Dichtern, wie Björnson, Welhaven, Andreas Munch und dem Liederdichter Pfarrer Magnus Landstad befreundet war, vertonte er deren Texte, die unterdessen zum norwegischen Nationalerbe gehören. Viele seiner Lieder sind heute noch beliebt und werden gesungen. 

Friedrich August Reißiger war zu seiner Zeit in Norwegen neben Ludvig Mathias Lindemann, Carl Arnold, Edvard Grieg und Johan Svendsen ein angesehener Musiker. Er war nicht nur ein begabter Komponist, Pianist und Organist, sondern zeichnete sich auch als Dirigent aus. Zur Entwicklung der norwegischen Kunstmusik in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts leistete er einen durchaus nennenswerten Beitrag.  Für seine Verdienste um das norwegische Musikleben wurde er mit dem Sankt-Olav-Orden ausgezeichnet.Reißiger starb am 1. März 1883 und wurde auf dem Friedhof in Os beigesetzt, wo ein Grabmal mit eingelassenem Porträt an ihn erinnert.